Verweilstube von Edith
Copyright by Edith H.

Meine schönste Kinderzeit


Bei Oma und Opa

Meine schönste Kinderzeit war, als ich so 6 bis 7 Jahre alt war.
Damals lebten wir in einem kleinen Ort, in der Nähe von meinen Großeltern.
Ich liebte es, bei ihnen zu sein, denn da gab es so viel zu entdecken,
sie hatten einen großen Garten hinter dem Haus in dem sie wohnten.
Da liefen die Hühner herum und es war lustig sie zu jagen.
Auch einen großen Kirschbaum gab es da, man konnte sich den Bauch vollschlagen mit den süßen Früchten.
Mein Großvater befestigte eine lange Kette an einem Ast und setzte ein Brett darauf.
Das war meine Schaukel, ich schaukelte so wild bis ich bis in den Ästen des Baumes war.
Radfahren hab ich mir mit einem großen schwarzen Herrenfahrrad selbst beigebracht.
Ich stieg mit einem Fuß auf das Pedal und probierte,
wie mit einem Roller zu fahren.
Doch bald wurde ich wagemutig und steckte einen Fuß zwischen den Zwischenraum von dem Fahrradrahmen und fing an zu treten.
Das schwere Fahrrad hielt ich schräg weg damit ich überhaupt treten konnte.

Ja, viele Erlebnisse könnte ich noch erzählen, die mich als Kind fastziniert haben.


Gäste schrecken

Neben dem Haus meiner Großeltern war eine Gastwirtschaft,
die dem Bruder meiner Großmutter gehörte,
wo ich mich auch sehr oft aufhielt.
Einmal hat mein Großvater einen Kaninchen geschlachtet,
er hatte die Augen des Kaninchens heraus gegeben
und ich habe sie heimlich aus dem Kübel geholt,
bin schnurstracks in die Gastwirtschaft gelaufen
und habe die Gäste damit geschreckt.
Das hat ein igitt und uahhh gegeben,
was mich natürlich tierisch gefreut hatte.
Ja, ja ich war schon eine kleine Schelmin.


Meine ersten Ski

Mit sechs bekam ich meine ersten Ski.
Das waren damals so komische Holzlatten ohne Stahlkanten
und die Bindung eine Federbindung, die immer auf ging.
Trotzdem war ich stolz und stapfte zu dem Hügel,
wo alle Kinder mit ihren Skiern fuhren.
Ich startete natürlich von ganz oben, denn ich war ja ein mutiges Kind.
Keine Ahnung, wie ich es schaffte
ohne Sturz kerzengerade den Hügel hinunter zu brausen.
Allerdings endete der Hügel mit einem Maschenzaun,
und ich krachte mit vollem Karacho hinein.
Die umstehenden Kinder und Eltern hielten den Atem an, doch mir war nichts passiert.
Ein älteres Mädchen zeigte mir dann, wie man eine Kurve fährt.


Räuber und Genarm

Meine Großeltern besaßen einen kleinen Grund,
auf den sie unter anderem auch Mais anbauten für die Hühner.
Mein Großvater fuhr mit dem Schubkarren, auf dem ich oben drauf sitzen durfte, zu dem Grundstück.
Er hatte immer eine kleine Schaufel mit, mit der er die Rossknödel von der Straße einsammelte.
Damals gab es in dem kleinen Ort ja noch viele Fuhrwerke und fast keine Autos.
Stolz trohnte ich auf dem Karren, trotz dem Gestank der Rossknödel.
Auf dem Weg dorthin kehrte er immer bei einem kleinen Gasthaus ein und ich bekam ein Himbeerkracherl. Das war ein Himbeersirup mit Sodawasser aufgespritz,
für mich damals eine seltene Köstlichkeit.
Als wir dann am Grundstück ankamen, stürmte ich sofort ins Maisfeld.
Der Mais überragte mich und es war für mich ein Abenteuer darin herum zu laufen.
Ich riß die Haare von den Maiskolben ab und machte mir einen Bart
und spielte Räuber und Gendarm. Einmal mit Bart war ich der Räuber und ohne Bart der brave Gendarm.
Meiner Phantasie waren keine Grenzen gesetzt und ich kreischte in dem Maisfeld herum,
bis mein Großvater mit seiner Arbeit fertig war und wir wieder nach Hause zurückkehrten.


Der Herr Oberlehrer

Oberlehrer nannte man früher den Direktor der Volksschule.
Der Herr Oberlehrer war eine Respektsperson, der noch das gefürchtete Rohrstaberl praktizierte.
Ich glaube ich bekam auch mal eine über die Finger.
Er war vom Aussehen ein kleiner dicklicher Mann mit Glatze,
der immer in Begleitung seines ebenso aussehenden dicklichen Dackels,
in die Gastwirtschaft meines Onkels kam, um zu speisen, denn der Herr Oberlehrer war unverheiratet.
Wenn ich mich bei meinem Onkel aufhielt, durfte ich manchmal den Gästen Getränke bringen.
So auch dem Herrn Oberlehrer.
Vorsichtig balanzierte ich das Glas Bier zum Tisch und überreichte ihm,
mit gehörigem Respekt das Getränk. Man höre und staune, der gestrenge Herr gab mir 50.- Groschen Trinkgeld.
Mit riesiger Freude erfüllt rannte ich ein paar Straßen weiter in die Konditorei,
wo ich mir ein Stanizel - Eis mit einem Gupf drauf kaufte.
Diese äußert seltene Rarität genoß ich mit Bedacht und schleckte mit Genuß die kleine Eiskugel.


Das Häuschen mit Herz

Das Haus in dem meine Großeltern wohnten, hatte keine Toilette.
In dem Haus lebten außer meinen Großeltern noch zwei Schwestern meiner Großmutter,
von denen eine verheiratet war mit einem grießgrämigen Mann,
der immer finster dreinschaute und auch sehr brummig war.
Wie gesagt, keine Toilette im Haus, aber ein Holzhäuschen mit Herzausschnitt an der Türe
und einigen Astlöchern stand im Garten.
Tja und wenn der Grießgram mal da drinnen saß, schlichen sich mein Cousin
und ich immer heimlich an und lugten durch die Astlöcher.
Wenn es dann drinnen laut wurde, fingen wir natürlich zu lachen und kudern an.
Von drinnen kamen dann nicht nur die Geräusche der Mühsal,
sondern auch ein furchtbares Geschimpfe.
Doch je mehr er schimpfte, desto mehr kugelten wir uns.
Allerdings war dann Vorsicht geboten, denn wenn das Geschäft erledigt war,
mußten wir natürlich Fersengeld geben.



Die Fahrt mit dem Waschtrog


Als es noch keine Waschmaschinen gab.
wurde bekanntlich die Wäsche in einem Waschtrog gewaschen.
In der Nähe meines Elternhauses war ein Fluss der zwar nicht all zu tief war,
aber für ein Kind mit 4 Jahren doch etwas beängstigend.
Mein Bruder, der 5 Jahre älter ist als ich, stiebitzte den Waschtrog meiner Mutter
und ging mit mir zu dem Fluss und setzte mich in den Waschtrog.
Er fuhr mit mir in diesem unförmigen und nicht gut lenkbaren Waschtrog den Fluss hinunter.
Unter der Brücke war allerdings die Wassertiefe größer als ich lang war.
Ich hatte panische Angst, dass dieser Holzstoppel der das Loch zum Wasser ablassen abschloß,
raus geht und ich jämmerlich ertrinken müsste.
Der Waschtrog schaukelte auch hin und her und meine Angst wuchs ins Unermessliche.
Als wir endlich unter der Brücke durch waren,
wurde die Wassertiefe auch wieder seichter und wir steuerten das Ufer an.
Ich sprang heraus und suchte das Weite.
Mein Höschen war nicht nur von dem Wasser nass,
das doch ein wenig in den Waschtrog eingedrungen ist.


Die Russen


Wir wohnten damals direkt neben einem Bahnhof
und es war die Zeit als die Besatzungsmächte wieder aus Österreich abzogen.
Wir waren in der Russenzone und die verluden aus einer nahegelegenen Fabrik allerlei Maschinen,
die nach Rußland kamen.
Deshalb waren sehr viele Russen am Bahnhof und wir Kinder schauten neugierig zu.
Das waren zum Teil recht wilde Gesellen,
sie spielten Fußball so wild, dass man nur eine Staubwolke sah.
Einer hat sich ein Fahrrad gekrallt und fuhr damit herum, er sah mich,
setze mich auf die Lenkstange und fuhr wie ein Berserker mit mir.
Angstvoll klammerte ich mich fest
und hatte irrsinnige Angst herunter zu fallen.
Plötzlich stand mein Vater da mit einem kreideweißen Gesicht
und hielt ihn auf,
sagte mit leiser Stimme meinen Namen und
ich solle mitkommen. Nun das war lebensgefährlich für ihn,
weil die Russen waren meist betrunken und ballerten gleich los.
Mit meinen vier Jahren hatte ich meinen Vater so noch nie gesehen
und ich kann sein kreidebleiches Gesicht nie vergessen.


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